Christlicher Glaube motiviert für den Alltag

Interview mit Weihbischof Wilfried Theising

Weihbischof Wilfried Theising. Foto: BMO Hoernemann
Weihbischof Wilfried Theising. Foto: BMO Hoernemann

 

Der Offizial des Offizialatsbezirks Oldenburg, Weihbischof Wilfried Theising, spricht im Interview über den Mehrwert des christlichen Glaubens, Freiräume für Jugendliche sowie die Chancen der Digitalisierung. Das Interview führte Matthias Band.

 

Welchen Mehrwert hat der christliche Glaube für junge Menschen?

 

Weihbischof Wilfried Theising: Der christliche Glaube hilft, das eigene Leben besser zu verstehen und Sinn zu entwickeln. Mein Denken, Fühlen und Handeln bekommen eine neue Richtung, und zwar eine, die den Menschen als solchen im Blick hat. Eine Richtung, die nach dem sucht, was dem anderen hilft, was ihm oder ihr dient. Eine Richtung, die den Menschen sieht und annimmt, wie er oder sie ist. Das gibt konkret viel positive Motivation für den Alltag.

 

Das Leitwort der Firmaktion 2024 lautet „Trotzdem.“. Trotz vieler Herausforderungen sagen viele Jugendliche „Ja“ zu ihrem christlichen Glauben. Mit dem Empfang des Firmsakraments übernehmen sie Verantwortung für ihr Leben, ihren Glauben und die Kirche. Was ist das Wichtigste, was junge Menschen aus der Firmvorbereitung mitnehmen sollten?

 

Weihbischof Wilfried Theising: Die Erkenntnis, dass Gottes Geist jeden Tag neu wirkt. Firmung ist kein einmaliges Erleben, sondern ein Ereignis, das täglich neue Früchte trägt.

 

Wie kann die Firmkatechese Jugendlichen helfen, ihre persönlichen Begabungen zu entdecken?

 

Weihbischof Wilfried Theising: Wichtig scheint mir, dass die katechetischen Angebote den Jugendlichen einen Freiraum anbieten, mit sich und anderen in Kontakt zu kommen. Einen Freiraum, wo vorurteilsfrei jeder und jede sich einbringen und von anderen und deren Erfahrungen lernen kann. Schließlich einen Freiraum, in dem auch die eigene Beziehung zu Jesus Christus zur Sprache gebracht wird. Ein solcher Freiraum kann dazu beitragen, sich und die eigenen Begabungen besser kennenzulernen.

 

Was ist nach der Firmung? Was geben Sie den jungen Menschen mit auf ihren persönlichen Lebensweg?

 

Weihbischof Wilfried Theising: Da sind natürlich die Pfarreien gefragt, mit den Gefirmten in Verbindung zu bleiben. Ich betone bei der Firmspendung im Blick auf die Jugendlichen, dass der Heilige Geist seine Wirkkraft jeden Tag neu entfaltet und lade dazu ein, dem auf der Spur zu bleiben.

 

Was hat Sie bei Ihrer Firmung bewegt?

Weihbischof Wilfried Theising: Im Juli 1975 wurde ich gefirmt. Obwohl das recht weit zurückliegt, erinnere ich mich gut. Insbesondere die Firmkatechese habe ich in lebendiger Erinnerung. Es gab ein vielfältiges Angebot und viele gemeinschaftliche Erfahrungen und ich spürte, hier geschieht etwas Besonderes.

 

Die Digitalisierung durchdringt mittlerweile alle Lebensbereiche. Wie wirkt sich das auf die Jugendlichen und die Firmvorbereitung aus?

Weihbischof Wilfried Theising: Die Digitalisierung kann aus meiner Sicht positiv wirken. Wie bei vielen anderen Dingen auch macht die Dosis das Gift. Überlegt eingesetzt und in guter Balance mit Angeboten in Präsenz sind digitale Angebote eine weitere Chance, mit Jugendlichen in Kontakt zu sein. Während der Corona-Pandemie wurden hier wertvolle Erfahrungen gesammelt, die genutzt und weiterentwickelt werden sollten.

 

Das Bonifatiuswerk hat zu Pfingsten 2023 eine App zur Unterstützung der Firmvorbereitung veröffentlicht. Wo sehen Sie Chancen der Firm-App, wo Grenzen?

 

 

Weihbischof Wilfried Theising: Die App gibt viele gute Ideen, Impulse und Erfahrungen weiter und bereichert und unterstützt damit das katechetische Geschehen vor Ort. Außerdem hilft sie bei der Organisation der Fimvorbereitung. Das sind gute und hilfreiche Aspekte, die jedoch nicht auf alle individuellen Situationen eingehen können. Die Firmvorbereitung vor Ort bleibt daher unerlässlich.